Vorsichtiges Wachstum: SHS-Medizintechnik-Index wächst leicht im zweiten Jahr der Corona-Krise
- Medizintechnikmarkt in Deutschland im Jahr 2021 mit leichtem Wachstum
- Pandemie hinterlässt auch im zweiten Jahr positive wie negative Spuren bei den Medizintechnikunternehmen, wobei erstere überwiegen
- SHS rechnet aufgrund der Verbesserung der Pandemiesituation für 2022 mit einer guten Entwicklung für die Medizintechnik in Deutschland
- Die neuen regulatorischen Anforderungen (MDR/IVDR) werden im Jahr 2022 wieder in den Fokus rücken und belasten viele kleine sowie mittlere Unternehmen (KMUs), was punktuell zu Versorgungsproblemen führen kann
Der SHS-Medizintechnik-Index ist im zweiten Jahr der Pandemie in den Wachstumsmodus zurückgekehrt, wenn auch in bescheidenem Umfang. Nach dem leichten Rückgang in 2020 ist der Index im vergangenen Jahr um 0,3 Prozentpunkte gestiegen und befindet sich damit in etwa wieder auf dem Niveau des Jahres 2019.
Nach dem leichten Rückgang im Jahr 2020 ist die deutsche Medizintechnik in 2021 wieder in den Wachstumsmodus zurückgekehrt, wobei die einzelnen Subbereiche zum Teil konträre Entwicklungen aufzeigen. Während die Umsätze mit ca. 6% und auch der Healthcare-Index an der Börse um 20% gestiegen sind, ist die Anzahl der Patenterteilungen als Gradmesser der Innovation der Branche zum zweiten Mal hintereinander im zweistelligen Prozentbereich (18%) stark gesunken. Dieses etwas gemischte Bild lässt sich sehr gut am SHS-Medizintechnik-Index 2021 ablesen, berichtet die SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH aus Tübingen, die den Index gemeinsam mit Professor Dr. Christian Koziol, Lehrstuhlinhaber Finance an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, entwickelt hat.
Der erstmals im Jahr 2019 erstellte SHS-Medizintechnik-Index bildet die Wachstumsfähigkeit, die Innovationskraft und die wirtschaftliche Leistung der Medizintechnik-Branche seit 2010 im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ab. In die Berechnung des Index fließen folgende Datenreihen ein: Anzahl der erteilten Patente, Umsatz beziehungsweise BIP, Zahl der Erwerbstätigen und die Aktienkurse.
„Die ermittelten Zahlen weisen darauf hin“, so Professor Koziol, „dass die Medizintechnik im zweiten Jahr der Corona-Pandemie wieder in die Wachstumszone zurückgekehrt ist und dies trotz der Beschränkungen, die die Corona-Wellen mit sich gebracht haben. In Summe hat die Medizintechnik damit das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 wieder erreicht, was als positiv zu werten ist. Bei der Betrachtung der einzelnen Sub-Indizes des Medizintechnik-Index zeigt sich allerdings ein gemischtes Bild, dessen Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der Branche genau zu beobachten sind.“
Der leichte Gesamtanstieg des Medizintechnik-Index ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, die in die Index-Berechnung mit einfließen. So konnte die Medizintechnik-Branche den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um ca. 6% substanziell steigern (und liegt damit im Gleichklang zum BIP-Wachstum in Deutschland), und auch die Performance des Healthcare-Sektors an der Börse (plus 20%) lag oberhalb des Wertzuwachses beim Dax-Index (16%), aber dafür blieb die Anzahl der Beschäftigten in etwa auf Vorjahresniveau und damit deutlich unterhalb von 2019. Am auffälligsten ist jedoch der weitere starke Rückgang der erteilten Medizintechnik-Patente in 2021, die einen Einbruch von 18% aufweisen. Nach dem schon substanziellen Rückgang um 13% im Jahr 2020 ist dies nicht nur auffällig, sondern durchaus auch potentiell bedenklich. Dies könnte wie im ersten Pandemiejahr möglicherweise mit der ungewissen weiteren Entwicklung zusammenhängen. Eine weitere mögliche Ursache kann aber auch die nun wieder mehr in den Mittelpunkt rückende große regulatorische Umstellung auf die MDR/IVDR sein. Die Medizintechnikverbände haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass gerade die innovationsstarken kleineren und mittelständischen Unternehmen in diesem Bereich große Probleme auf sich zukommen sehen. Dies kann sogar dazu führen, dass manche etablierte Produkte vom Markt verschwinden und Investitionen in Neuentwicklungen zurückgefahren werden. „Der in zwei aufeinanderfolgenden Jahren starke Rückgang bei den Patenterteilungen ist aus Sicht der deutschen Medizintechnikbranche bedenklich. Insbesondere die KMUs sind auf solche Innovationen angewiesen und bilden gleichzeitig das Rückgrat des Sektors. Eine solche Entwicklung in Deutschland kann ohne eine baldige Trendumkehr dazu führen, dass aufgrund von hohen regulatorischen Hürden sowie Kosten und bei gleichzeitiger Innovationsschwäche KMUs als Fundament der Branche in den kommenden Jahren in substanzielle Schieflage geraten können“, erläutert Dr. André Zimmermann, Partner bei der SHS.
Für das laufende Jahr 2022 sind die Ersteller des SHS-Medizintechnik-Index vorsichtig optimistisch und rechnen weiterhin mit einer besseren Performance des Medizintechnik-Sektors im Vergleich zur Gesamtwirtschaft. „Es ist zu erwarten, dass gewisse Teilsektoren der deutschen Medizintechnikindustrie in 2022 Nachholeffekte aufweisen“, sagt Dr. Zimmermann. „Wir sehen für 2022 eine schrittweise Rückkehr zu mehr Normalität über die gesamte Branche hinweg, die dann hoffentlich in 2023 wieder komplett erreicht wird, wobei die Auswirkungen des Ukrainekonflikts, die weitere Entwicklung der Pandemie in China sowie die Lieferkettenthematik große Unsicherheitsfaktoren bleiben.“
Allerdings erfordern regulatorische Anforderungen und die Digitalisierung substanzielle Investitionen, die für KMUs zunehmend schwieriger zu stemmen sind, ohne die es aber auch nicht geht. Hinzu kommt der steigende Kostendruck (Stichwort Inflation) und die teilweise immer noch bestehenden Lieferkettenprobleme. In Summe sind dies für kleinere und mittlere Medizintechnik-Unternehmen große Herausforderungen, die manches Unternehmen überfordern könnten, so die Einschätzung des Brancheninvestors.
Eine mögliche Lösung des Dilemmas könnte in der Expansion und weiteren Internationalisierung der Unternehmen liegen, sofern dies möglich ist, meint Manfred Ulmer-Weber, Managing Partner bei SHS. „Wir sind der Ansicht, dass gerade jetzt aktive Unternehmen ihre Marktposition durch eine kluge Strategie und ausreichend Eigenkapital ausbauen können. Auf diesem Weg haben wir als erfahrener Branchen-Investor Unternehmen in der Vergangenheit mehrfach erfolgreich begleitet und unterstützt. Diese Form der Partnerschaft beabsichtigen wir auch in den nächsten Jahren mit dem neuen SHS VI Fonds kontinuierlich fortzusetzen. Wir wollen innovative mittelständische Medizintechnik-Unternehmen ganz gezielt mit einer Stärkung ihrer Eigenkapitalquote unterstützen und ihnen mit den zusätzlichen Finanzmitteln sowie über unser Netzwerk die Expansion erleichtern.“
Der SHS-Medizintechnik-Index
Der SHS-Medizintechnik-Index wurde von der SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement in Kooperation mit Professor Dr. Christian Koziol von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen entwickelt. Betrachtet wird die Entwicklung der Medizintechnik-Branche seit 2010. Der Wert im Basisjahr 2010 entspricht 100 Prozent. Der Index erfasst und vergleicht Wachstumspotenzial, Innovationskraft und wirtschaftliche Leistung der deutschen Medizintechnik-Branche mit der deutschen Gesamtwirtschaft. Hierzu werden volkswirtschaftliche Kennzahlen (Anzahl der Patentzulassungen, Umsatz bzw. BIP, Zahl der Erwerbstätigen und Aktienkurse) sowohl für die Medizintechnik-Branche als auch für die Gesamtwirtschaft erfasst und analysiert. Die Daten wurden mithilfe eines mathematischen Modells normiert und fließen gewichtet in den Index ein. Der Index wird jährlich aktualisiert.
Über die SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH
Der Brancheninvestor SHS ist ein in 1993 gegründeter Private Equity Anbieter, der Beteiligungen an Healthcare-Unternehmen in Europa eingeht. Der Fokus der Investitionen liegt dabei auf Expansionsfinanzierungen, Gesellschafterwechsel und Nachfolgesituationen. „Building European Healthcare Champions“ ist dabei die Beteiligungsphilosophie, nach der SHS Portfoliounternehmen finanziert und entwickelt. Dabei geht der Tübinger Investor sowohl Minderheits- als auch Mehrheitsbeteiligungen ein. Zu den nationalen und internationalen Investoren der SHS-Fonds gehören etwa Pensionsfonds, Dachfonds, Stiftungen, Family Offices, strategische Investoren, Unternehmer und das SHS-Managementteam. Das Eigenkapital-Investment der AIFM-registrierten Gesellschaft beträgt bis zu 50 Mio. EUR. Darüberhinausgehende Volumina können mit einem Netzwerk von Co-Investoren umgesetzt werden. Bei den Investitionsentscheidungen legt SHS starkes Gewicht auf die Berücksichtigung von ESG -Aspekten und hat sich daher den Richtlinien der UN PRI verpflichtet. Aktuell investiert SHS aus ihrem im Jahr 2022 aufgelegten sechsten Fonds mit einem Volumen von mehr als 200 Mio. €.
Weitere Informationen unter: http://www.shs-capital.eu
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Pressekontakt:
Sarah Stelzer
SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH
Bismarckstraße 12
72072 Tübingen
sas@shs-capital.eu