Von Hippokrates zu Blazejewski: Endoskopie im Schnelldurchlauf
Mehr als 510.000 Darmspiegelungen zur Früherkennung von Darmkrebs wurden im Jahr 2019 in Deutschland durchgeführt. Gegenüber 2018 war dies eine Steigerung um mehr als 14 Prozent. Der Früherkennungskoloskopie kommt eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Darmkrebs zu. Der Eingriff selbst ist heute relativ unkompliziert und schmerzfrei, dank hochmoderner Endoskopietechnik. Aber wie lange gibt es diese Technik schon?
Endoskope in den verschiedensten Ausführungen sind heute aus dem medizinischen Alltag nicht mehr wegzudenken und werden in unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen eingesetzt. Dabei ist die moderne Endoskopie noch gar nicht so alt. Im Jahr 1806 wurde erstmals im „Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst“ ein 35 Zentimeter hohes Blechgefäß vorgestellt. Der Frankfurter Arzt Philipp Bozzini hatte damit das erste echte Endoskop der Medizingeschichte erfunden. Die Blechröhre war mit Papier und Leder verkleidet und senkrecht geteilt: in einer Hälfte stand eine Wachskerze, in der anderen versilberte Röhren in verschiedenen Formen. Klares Prinzip: Licht rein, Bild raus.
Bozzini war übrigens nicht der erste Arzt, der in den menschlichen Körper schauen wollte. Schon Hippokrates von Kos (ca. 460 v. Chr. – 370 v. Chr.) hat sich mit Mastdarmspiegelungen befasst. Und zur Zeit des römischen Kaisers Julian erfand der byzantinische Arzt Oreibasios (325 – 403) den ersten Dauerkatheter, in dem er einen Gänsekiel in die Harnröhre eines Patienten einführte.
Im wahren Sinne Licht in die Endoskopie brachte Giulio Cesare Aranzio (1530 – 1589), der in Venedig eine Camera Obscura zur Untersuchung des Inneren der Nasenhöhle einsetzte, bei der der Lichtstrahl gebündelt wurde. Ein echter Forschritt. Der französische Chirurg Antoine Jean Desormeaux schlug im Jahr 1865 dann ein ganz neues Kapitel der Endoskopie auf. Er erfand ein endoskopisches Modell und setzte als erster Bozzinis Lichtleiter ein. Desormeaux gilt deshalb als Vater der Endoskopie und baute Instrumente, die aus einem System von Spiegeln und Linsen bestanden. Als Lichtquelle diente eine offene Flamme, was für die Patienten nicht immer ungefährlich war. Hauptanwendungsgebiet von Desormeaux’ Gerät war die Urologie.
Das erste optische Endoskop mit integrierter Lichtquelle baute der Berliner Urologe Maximilian Nitze mit Hilfe des Wiener Instrumentenmachers Josef Leiter. Dieses erste beleuchtete Zystoskop setzte Nitze im Oktober 1877 erstmals an einer Leiche und ein paar Monate später erfolgreich am lebenden Patienten ein. Ein Meilenstein in der Endoskopie. Nitze war sogar in der Lage, kleinere Eingriffe an der Blase durchzuführen und erste fotografische Aufnahmen von Blasenbefunden zu machen. Das sogenannte Nitze-Leiter-Gerät wurde immer weiter modifiziert, so dass in der Folge Bauchhöhlenspiegelungen (1910), Thoraskopien (1910) und Arthroskopien (1921) durchgeführt werden konnten. Die erste erfolgreiche Magenspiegelung fand schließlich im Jahr 1932 statt.
Bahnbrechend war schließlich in den 1960er Jahren der erste Einsatz einer Kaltlichtquelle durch den Tuttlinger Unternehmer Karl Storz. Er kombinierte einen Glasfaserlichtleiter mit dem Stablinsensystem des englischen Physikers Harold Hopkins.
Parallel zum Fortschritt endoskopischer Geräte entwickelte sich die endoskopische Chirurgie, als deren Vater der Kieler Medizinprofessor Kurt Semm gilt. Semm setzte sich stark für die „Schlüsselloch-Chirurgie“ ein – und stieß bei Kollegen zunächst auf viel Widerstand. Aber er war es, der 1983 die erste laparoskopische Appendektomie durchführte, eine bahnbrechende Leistung des Gynäkologen Semm, die jedoch von weiten Teilen der Chirugie zunächst vehement abgelehnt wurde. Die Technik war jedoch nicht aufzuhalten: 1987 entfernte der Chirurg Erich Mühe aus dem schwäbischen Böblingen mit Hilfe von Semms Instrumenten erstmals eine Gallenblase per Bauchspiegelung.
Heute zählt die Endoskopie zu den Routineeingriffen in der Medizin. Und auch die mikroinvasive Chirurgie entwickelt sich ständig weiter. Unternehmen wie die Blazejewski MEDI-TECH GmbH aus Süddeutschland unterstützen diese Entwicklung mit hochmodernen, extrem leistungsstarken 2- und 3-D-Endoskopiesystemen. Mit der Entwicklung von sogenannten Chip-on-Tip-Systemen ist das Unternehmen bereits auf dem Weg zu einem weiteren Meilenstein der Endoskopie. Dabei nimmt eine Minikamera an der Spitze des Endoskops, die auf einem Chip sitzt, Bilder auf. Diese werden vom Chip blitzschnell verarbeitet und auf den Monitor im OP-Saal übertragen. Das OP-Team bekommt so bessere Bilder, kann sicherer entscheiden und operieren. Der leidenschaftliche Ingenieur Reinhold Blazejewski ist sich sicher, dass auch mit dieser Entwicklung die spannende Geschichte der Endoskopie noch lange nicht abgeschlossen ist.
Mehr Information über Blazejewski: www.blazejewski.de