Serie: SHS-Portfoliounternehmen stellen sich vor
In unserer Serie „Portfoliofirmen der SHS“ sprechen wir heute mit Reinhold Blazejewski, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Blazejewski MEDI-TECH GmbH, die im badischen Sexau Hightech-Endoskope als OEM-Hersteller für den Weltmarkt produziert. Die SHS ist seit Januar 2020 an dem Medtech-Mittelständler beteiligt.
Reinhold Blazejewski ist das, was man in Süddeutschland einen Tüftler nennt. Tüftler sind Menschen, die in jeder Technik immer noch ein Verbesserungspotential sehen und nie mit dem Erreichten zufrieden sind. Der Unternehmensgründer hatte bereits mehrere Jahre bei einem großen Endoskophersteller erfolgreich die Entwicklung geleitet, bevor er sein Unternehmen gründete, auch um seinen eigenen technischen Ansprüchen besser gerecht zu werden.
Heute zählt die Blazejewski MEDI-TECH GmbH zu den technisch führenden Herstellern von hochwertigen, extrem leistungsstarken Endoskopen, die in Kliniken und Praxen weltweit zum Einsatz kommen: unter anderem in der Wirbelsäulenchirurgie, in der Laparoskopie, in der Arthroskopie, in der Zystoskopie und in der Urologie.
Herr Blazejewski, was macht Ihr Unternehmen, und was machen Sie besser als Ihre Konkurrenten?
Reinhold Blazejewski: Wir sind spezialisiert auf sehr komplexe Stablinsen-Systeme, vor allem im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie. Komplex heißt in dem Fall, wir haben es hier nicht mit einfachen Einkanalsystemen zu tun, sondern wir entwickeln Zwei-, Drei- oder auch Vierkanalsysteme mit Arbeitskanal, Spülkanälen und so weiter. Das sind sehr kompakte, sehr leistungsfähige Endoskope, die wir dem Operateur da an die Hand geben. Diese beiden Vorteile, kompakt und leistungsfähig, zeichnen uns auch gegenüber dem Wettbewerb aus. Vor über 20 Jahren waren wir da fast alleine auf diesem Markt. Im Moment machen wir mehr als die Hälfte unseres Umsatzes mit den Wirbelsäulen-Endoskopen, und wir sehen hier einen immer noch zunehmenden Bedarf. Unsere Systeme können bei allen Eingriffen an Hals-, Brust-, und Lendenwirbelsäule eingesetzt werden. Auch beim Setzen von Implantaten sind unsere Systeme fast immer dabei. Daneben sind wir auch in der Urologie sehr stark, wobei es immer die besonders kompakten Geräte sind, die nachgefragt werden, weil die nicht jeder herstellen kann. Insgesamt bauen wir als OEM-Hersteller aktuell knapp 150 verschiedene Endoskope für die unterschiedlichsten Indikationen. Wir sehen unseren Vorteil ganz klar in unserer Innovationskraft und der engen Entwicklungszusammenarbeit mit unseren Kunden. Wir entwickeln und produzieren immer bedarfsgerecht und nicht einfach fürs Regal. Sie finden unsere Geräte auf der ganzen Welt im Einsatz.
Wo soll Ihr Unternehmen in den nächsten drei Jahren stehen?
Mich interessierte immer schon die Technik. Und da sehe ich den Trend ganz klar hin zu den Chip-on-Tip-Systemen und weg von den konventionellen Stablinsen-Systemen. Aktuell haben wir ein Linsensystem, das aus Objektiv, Stablinsen und Okular besteht, das ist die ganze Bildgebung. 2009 habe ich angefangen, über Chip-on-Tip nachzudenken, heute sind wir so weit, dass wir alle Endoskope auf Chip-on-Tip-Systeme umstellen könnten –wohlgemerkt: rein technologisch. Das heißt: auf dem Chip sitzt ein superkleines Objektiv, das die Bilder macht, die der Chip verarbeitet. Das Ganze wird dann auf dem Monitor für das OP-Team dargestellt. Wenn ich superklein sage, sprechen wir von einem Sensor, der 0,55 mm x 0,55 mm groß ist, und auf dem sitzt ein 0,6 mm kleines Objektiv. Ausgeleuchtet wird das Ganze dann von sehr kleinen LEDs. Mein Ziel war es immer, die Technik voranzubringen. Das treibt mich an. Um die Frage klar zu beantworten: Wir wollen in drei Jahren unsere ersten Chip-on-Tip-Systeme auf den Markt bringen und die Behandlungsmethoden technologisch voranbringen! Nicht zuletzt aufgrund der besseren Bilder, die das OP-Team bekommt, wird das ein großer Schritt nach vorne.
Wo sehen Sie die besonderen Herausforderungen für einen mittelständischen Medtech-Hersteller?
Sie können als Medtech-Hersteller noch so innovativ sein, wenn das Unternehmen keinen relevanten Zugang zum Markt hat, und den haben Sie als kleiner Mittelständler erst mal nicht, dann wird es ganz schwer. Wir brauchen als reiner OEM-Hersteller einen großen Hersteller, der unser Hightech-Produkt versteht und das Potential sieht, wenn er unser Produkt unter seinem Namen vermarktet. Dazu kommen die regulatorischen Anforderungen durch die MDR, die einem Mittelständler das Leben extrem schwer machen. Die MDR wird sich negativ auf den technologischen Fortschritt auswirken, weil viele Mittelständler sagen werden, die Hürde MDR ist mir zu hoch, um das Risiko einer Produktneuentwicklung einzugehen. Die EU muss darüber nachdenken, ob das wirklich der richtige Weg ist. Die Konsequenz wird sein, dass das Geschäft nur noch die ganz Großen machen. Und viele Produkte von kleineren Unternehmen werden vom Markt verschwinden, obwohl sie in den Kliniken und Praxen benötigt werden. Für den Innovationsstandort Deutschland ist die MDR eine Katastrophe.
Was zeichnet die Zusammenarbeit mit der SHS als Medtech-Investor aus, und wie unterstützt die SHS Ihr Unternehmen?
Ich habe mich für die Zusammenarbeit mit der SHS nicht primär wegen des Kapitals entschieden. Ich war zum einen auf der Suche nach einer tragfähigen Nachfolgeregelung, zum anderen wollte ich das Know-how, die Erfahrung und das Netzwerk der SHS als Brancheninvestor nutzen, um die Blazejewski MEDI-TECH GmbH auf einen zukunftsträchtigen Wachstumspfad zu führen. Wir haben mit Hilfe der SHS auch unser Qualitätsmanagement und den Bereich Sales & Marketing neu ausgerichtet. Also, ich habe das Gefühl, dass ich mich immer an die SHS wenden kann, sei es in Sachen MDR oder Produktentwicklung, weil die einfach die Expertise und dieses große Netzwerk haben. Es ist gut, so einen Partner an seiner Seite zu wissen, der schnell reagiert und machbare Lösungen präsentiert.