SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH
4. Februar 2021 - Newsletter

Meilensteine der Medizintechnik

„Meilensteine der Medizintechnk“, so lautet der Titel einer neuen Serie des SHS-Newsletters. In Zukunft lesen Sie hier regelmäßig über Innovationen aus der Welt der Medizintechnik, die unser Leben maßgeblich beeinflusst haben. Heute geht’s um einen kleinen Ballon, der schon zahllose Leben gerettet hat.

Wir danken der Universitätsbibliothek Zürich für die Nutzung des Fotos. www.uzh.ch

 

Die ersten Ballonkatheter entstanden am Küchentisch von Dr. Andreas Grüntzig

Der akute Herzinfarkt (Myokardinfarkt oder Koronarinfarkt) ist seit vielen Jahren die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. 46207 Menschen starben im Jahr 2017 an einem Herzinfarkt. Dem 1939 in Dresden geborenen Kardiologen Andreas Grüntzig haben wir es zu verdanken, dass nicht viel mehr Menschen einem Herzinfarkt zum Opfer fallen.
Grüntzig hat in Heidelberg Medizin studiert und nach verschiedenen Stationen an der Universitätsklinik Zürich gearbeitet. Dort hat er am 16. September 1977 die erste Ballondilatation einer Koronarstenose vorgenommen. Wenige Wochen später, im November 1977, hat er erstmals bei der Tagung der American Heart Association darüber berichtet. Der Vortrag selbst galt als kurioser Geheimtipp während der Tagung. Die Perkutane transluminale Koronarangioplastie, kurz PTCA, hatte in Miami 1977 ihren ersten Auftritt.

Auf die Idee mit der Dilatation soll Grüntzig ein Patient gebracht haben, wie sein Bruder in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 14.10.2009 erzählte. Es war ein Installateur mit Ablagerungen in den Arterien, der Grüntzig fragte, warum er nicht einfach die Arterien mit Draht und Bürste wieder frei machen könne, so wie er das mit verstopften Rohren mache. Diese Idee hat Grüntzig nicht mehr losgelassen.

Grüntzig hat die ersten Ballonkatheter in seiner Küche selbst hergestellt, da ihn seine Vorgesetzten in Zürich nicht unterstützten. Er wurde zunächst belächelt. Die Schneider Medintag AG hat das Grüntzig-DILACA-Gerät später produziert. Grüntzig selbst ging 1980 als Professor in die USA, wo er endlich Unterstützung und Anerkennung erfuhr. Er hat die interventionelle Kardiologie entscheidend geprägt. 1985 starb Grüntzig im Alter von nur 46 Jahren mit seiner Frau bei einem Flugzeugunglück.

Einer der führender Hersteller von PCTA-Systemen ist übrigens unser Portfoliounternehmen SIS Medical AG in der Schweiz. https://www.sis-medical.com/