Die SHS-Senior-Advisor: Prof. Dr. med. Marc O. Schurr
Hier stellen wir Ihnen die SHS-Senior-Advisor vor. Die Erfahrung dieser Experten spielt für uns eine wichtige Rolle im Investment-Prozess und kommt nicht zuletzt unseren Portfoliofirmen zugute.
Prof. Dr. med. Marc O. Schurr ist seit 2020 Senior Advisor der SHS. Der studierte Humanmediziner ist Gründer und Vorstand der Tübinger Ovesco Endoscopy AG und Geschäftsführer der novineon Healthcare Technology Partners GmbH. Im akademischen Bereich ist er Direktor des IHCI-Instituts der Steinbeis-Hochschule Berlin und dort Professor für Experimentelle Medizin und Medizintechnik.
Herr Professor Schurr, was hat Sie bewogen, in der Medizintechnik-Branche zu arbeiten und was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit als Senior Advisor bei der SHS?
Bereits im Medizinstudium hat mich die Bedeutung medizintechnischer Innovation für den Fortschritt in der klinischen Medizin begeistert. In den 1990er Jahren war das vor allem die Entwicklung der minimalinvasiven Therapie, die ohne neuartige Technologie nicht möglich gewesen wäre. Ich habe mich damals früh im Studium der Arbeitsgruppe meines späteren Chefs, Prof. Dr. Gerhard Bueß, angeschlossen, viel auf diesem Gebiet geforscht und dieses dann, mit etwas breiterem thematischem Fokus zum Mittelpunkt meiner unternehmerischen Tätigkeit gemacht. Auch heute ist es der Wunsch von Patienten und Ärzten, die Belastung durch operative Eingriffe zu verringern. Dafür die Technologie bereitzustellen, bietet weiterhin große unternehmerische Chancen. Ich finde es daher spannend, die SHS als Senior Advisor zu unterstützen. Mich fasziniert dabei vor allem die Rolle von Innovationen zum Erlangen von Wettbewerbsvorteilen: ein wichtiger Erfolgsfaktor für Medizintechnik-Unternehmen, auch für die Portfoliounternehmen der SHS.
Welche Trends sehen Sie in der Medizintechnik/Healthcare-Branche in den nächsten fünf Jahren?
Die Medizintechnik ist eine sehr heterogene Branche, die stark segmentiert ist; da gibt es ganz unterschiedliche Trends und Unwägbarkeiten. Aber wir sehen ein paar übergeordnete Antriebsfaktoren. Dazu gehört die schon angesprochene Tendenz zur weiteren Verringerung der Invasivität in der Behandlung. Wir werden daher auch in der mittleren Zukunft die Konversion von bisher operativen in interventionelle, also zum Beispiel Katheter- oder Endoskop-basierte Eingriffe sehen – mit einer Fülle von neuen Produkten. Ohne Zweifel spielen auch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz eine zunehmende Rolle, von der Bildbefundung bis hin zur Logistik und zu Workflows im Krankenhaus. Auch von der medizinischen Robotik erwarte ich weiterhin einiges.
Welches sind die zukünftigen Herausforderungen für die Medizintechnik-/Healthcare-Branche, und welche Rolle sehen Sie hier für die SHS?
Auch hier hat jedes Segment und jeder Player ganz Unterschiedliches zu bewältigen. Was für die gesamte Branche aktuell ein zentrales Problem darstellt, ist der enorme Aufwand, der durch die neue EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) entsteht. Das ist ein unglaublicher Arbeitszeitfresser in den Unternehmen und kann zu einem Ressourcenshift, weg von klinisch benötigter Innovation hin zu unproduktivem Bürokratismus führen. Die massiv gestiegenen Kosten im Bereich Regulatory Affairs werden außerdem mit Preiserhöhungen verbunden sein, die jetzt auf den Gesundheitssektor zukommen. Die politischen Fehler, die mit der MDR gemacht wurden, betreffen den Medizintechnikstandort Europa insgesamt. Bereits heute klagen Kliniker über den Wegfall von Produkten, die von den Unternehmen wegen der MDR als unwirtschaftlich aufgegeben wurden. Was die SHS hier tun kann? Ein offenes Ohr für die regulatorischen Herausforderungen der Beteiligungsunternehmen haben und sie tatkräftig unterstützen.